ZIEL
Gewaltberatungen umfassen folgende Punkte:
- Übernahme der Verantwortung für eigenes Handeln
- Entwicklung gewaltfreier Handlungsstrategien
- Ermächtigung, in Stresssituationen angemessen zu reagieren und zu agieren
- Auseinandersetzung mit risikofördernden Einstellungen wie Gewalt, Aggression, Macht/Ohnmacht, Geschlechterstereotypen, eigene Gefühle/Opfergefühle und Empathie
- Risikobewusstsein für mögliche Wiederholungstaten und Ergreifen präventiver Massnahmen
- Selbstwahrnehmung und -kontrolle: gewaltausübende Personen sollen ihre eigenen Grenzen und die Grenzen anderer erkennen und akzeptieren lernen
ZIELGRUPPE
Geeignet ist eine Gewaltberatung für erwachsene Männer und Frauen, die im familiären Umfeld Gewalt angedroht und/oder angewendet haben und mindestens eine minimale Problemeinsicht bezüglich Beziehungskonflikte erkennen lassen. Sie können von einer Instanz zugewiesen werden oder freiwillig teilnehmen. Gewaltberatung als Interventionsform bei gewaltausübenden Personen im häuslichen Kontext ist besonders dann angezeigt, wenn sich der Fokus der Veränderung hauptsächlich auf die umweltbezogenen Problembereiche bezieht. Daher sind Gewaltberatungen auf die Bedürfnisse der fallspezifischen Gegebenheiten ausgerichtet und beziehen sich auf die Gewalthandlungen und weitere damit zusammen hängende Themen (wie Arbeit, Wohnen, Finanzen, soziale Beziehungen).
Nicht geeignet ist eine Gewaltberatung für Sexualstraftäter:innen und Personen, bei
denen Hinweise auf eine schwere psychische Erkrankung vorliegen (z. B. Schizophrenie, Manie, Sucht, Persönlichkeitsstörungen, Suizidalität). Der Besuch einer Gewaltberatung allein bietet keinen umfassenden Opferschutz. Besteht akute Gefahr, dass eine schwere Gewalttat verübt werden könnte, müssen zum Schutz der Opfer andere (oder weitere) Massnahmen ergriffen werden.
ANFORDERUNGEN AN DIE BERATUNGSSTELLEN UND IHRE MITARBEITENDEN
Eine Organisation, die Gewaltberatungen anbietet:
- stellt mittels eines Erstgesprächs sicher, dass die teilnehmende Person die definierten Kriterien bezüglich Zielgruppe erfüllt
- bietet einen niederschwelligen, einfachen und kundenorientierten Zugang zu ihren Angeboten
- ermöglicht den Fachpersonen den Zugang zu Gefässen wie Supervision, Coaching oder Fallbesprechungen sowie zu spezifischen Weiterbildungen
- stellt bei Bedarf Dolmetschende zu Verfügung
- arbeitet mit Fachpersonen zusammen, die folgende Anforderungen erfüllen:
- Abschluss in sozialer Arbeit, Sozialpädagogik, Psychologie oder eine vergleichbare Qualifikation
- spezialisiertes Wissen zur Thematik «Häusliche Gewalt» ist vorhanden
- Aus- oder Weiterbildung im Bereich Gewaltberatung liegt vor